Lösung im Detail

"Cooler Schatten", Amtshaus Wiener Wasser

Sanierungsjahr: 2014-2021
Ort: 1060 Wien, Grabnergasse 4

PROJEKTBESCHREIBUNG

Die Umweltabteilung der Stadt Wien und die MA 31 haben im Jahr 2014 beschlossen das Amtshaus in der Grabnergasse 4 auf Grund des schlechten baulichen Zustands zu sanieren. Von Beginn an wurde ein vorbildhaftes Projekt angestrebt, welches über die bloße Erfüllung bestehender bautechnischer und bauphysikalischer Anforderungen hinausgeht. Neben einer „passiven“ Wärmedämmung sollte daher auch eine „aktive“ klimaregulierende Fassadenbegrünung realisiert werden, mit dem Ziel der durch die Wärmedämmung abgeworfenen Energie in den städtischen Freiraum mittels einer natürlichen Kühlung durch die der Fassade vorgelagerten Begrünung entgegenzuwirken. Um den raumklimatischen Unterschied vor und nach der Sanierung festzustellen, dokumentierte die Universität für Bodenkultur gemeinsam mit der Technischen Universität Wien ein vegetationstechnisches und bauphysikalisches Monitoring. Die Auswertung des Monitorings zeigte, dass sich das Raumklima nach der Sanierung und Begrünung der Fassade deutlich verbessert hat.
Das 1965 errichtete Amtshaus ist mit dem denkmalgeschützten, 1854 errichteten Nachbargebäude räumlich und funktionell verbunden. Der hofseitige Stiegenhausverbau und die Straßenfassade des Gebäudes in der Grabnergasse 4 wurden thermisch saniert, die Fenster der Straßenfassade getauscht. Der Brandschutz wurde ertüchtigt und eine barrierefreie Nutzung hergestellt. Die Fassadenbegrünung des Gebäudes stellte eine statische Herausforderung dar, da eine Lasteinbringung in die Fassade nicht möglich war. So wurde eine Tragkonstruktion auf eigenem Fundament vor das Gebäude gestellt und (nichttragend) an die Fassade angelehnt. An die Konstruktion befestigte Tröge steifen die Tragkonstruktion aus. Die Größe der Tröge ermöglicht den Pflanzen, über die Geschosshöhen hinauszuwachsen. Sie bilden in der Vegetationszeit den seitlichen Sonnenschutz. Der solare Wärmeeintrag, der zu einer Überhitzung des Gebäudes führen könnte, kann im Sommer nun minimiert, im Winter hingegen bei tiefen Sonnenständen in der blattfreien Vegetationsruhe maximal genutzt werden. Die vertikale Struktur des 60er-Jahre-Baus und der Rhythmus des Fassadenreliefs aus Lisenen, Parapeten und Fensterebenen blieb erhalten, die Fensteröffnungen frei von Bepflanzungen. Die Beschattung verhindert ein stetiges Aufheizen der Fassade, lässt den Primärenergiebedarf sinken und trägt zu einem besseren Mikroklima im umliegenden Stadtraum bei. So kann die natürliche Lüftung den Einsatz von Klimaanlagen minimieren. Aus dem Monitoring der BOKU und der TU Wien geht hervor, dass der Vertikale Garten im Jahr 2018 von März bis November einen Wasserverbrauch von etwa 75 m³ hatte. Dies entspricht etwa der Füllung von 500 durchschnittlich großen Badewannen (150 l). Neben der bauphysikalischen und der mikroklimatischen Eigenschaften des vertikalen Gartens mit seinem Verbund aus wintergrünen und laubabwerfenden Pflanzen ist dieser auch Lebensraum zahlreicher Arten der Tier- und Pflanzenwelt. Die lebende Fassade schafft so eine höhere Wertschätzung des Straßenraums durch die Mitarbeiter*innen der MA 31 und der Anrainer*innen und stellt als Wohn- und Arbeitsstelle Elemente der sozialen Nachhaltigkeit dar.

Projekt

Lösung im Detail

Ort: 1060 Wien, Grabnergasse 4
Baujahr: 1965
Sanierungsjahr: 2014-2021
Maßnahmen: Thermische Sanierung, Fassadenbegrünung, bautechnische und bauphysikalische Ertüchtigung
Funktion: Büro

Projektbeteiligte:

BOKU, Inst. IBLB + green4cities GmbH: Vegetation + Monitoring
Bauphysik: Schöberl & Pöll GmbH
Statik: GB-Consult
Brandschutz: Kunz die innovativen Brandschutzplaner GmbH

Eckdaten

Fenstertausch: Öffnungslichte mind. b/h 0,80/1,20m, Parapethöhe max. 1,20m, 336 Stk.
Fassadensanierung: 2.200 m²
Fassadenbegrünung: 800 m²
Wasserverbrauchsmenge August 2018: 18,02 m³ (entspricht der Kühlleistung von ca. 19 Bäumen)
Raumklima vor der Sanierung und Begrünung im Raum B4.14: 36°C max. Raumtemperatur
Raumklima nach der Sanierung und Begrünung im Raum B4.14: 33°C max. Raumtemperatur
Auszeichnungen / Zertifizierungen: GEBAUT 2015 / MA 19
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