Nichtwohngebäude

Bürohaus Andreasgasse 9

Sanierungsjahr: 2019 – 2021
Ort: 1070 Wien, Andreasgasse 9

PROJEKTBESCHREIBUNG

Die wertvolle Sanierung des als ehemals Wohnhaus genutzten Gebäudes in der Andreasgasse 9 zeichnete sich durch eine mehrjährige Vorlaufzeit und einen langwierigen Prozess aus. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Objekt durch eine Bestandsanalyse und einer Machbarkeitsstudie sowie mehreren Sammelbesprechungen mit dem Bezirk, den relevanten Behörden und der Auftraggeberin, die eine Erweiterung ihrer Bürozentrale in der Lindengasse im Sinn hatten, führten zu der Entscheidung das abbruchreife Biedermeiergebäude bis hin zur Mittelmauer zu erhalten und durch einen Neubau sowie einem Dachgeschossausbau zu ergänzen. Dabei wurden besonders ressourcenschonende und harmonische Lösungen anvisiert. Hauptaugenmerk lag auf den Erhalt des straßenseitigen Ensembleschutzes, sodass die Nachverdichtung hofseitig erfolgte. Anstelle einer vierseitig an den Grundgrenzen hermetisch geschlossenen Bebauung ermöglichte eine L-förmige Bebauung an der Baulinie eine wesentlich sparsamere Erschließung, neue Freiflächen und optimale Belichtungsverhältnisse im Hof. Straßenseitig fügt sich das Bürogebäude mit dem zurückgestaffelten DG-Ausbau je nach Entfernung unterschiedlich wahrnehmbar in den Bestand ein. Ein innovatives Beschattungskonzept an der Dachschräge fungiert als Neuinterpretation historischer Dachdeckungen. Urbanes Grün reduziert sommerliche Überhitzung durch bepflanzte Lamellen an Verglasungen im Dachgeschoß und eine Photovoltaikanlage rundet das energetische Konzept ab.
Im straßenseitigen Gebäudeensemble findet im Zuge der Sanierung die Rückführung auf eine zurückhaltende Farbgebung statt: Fassade und Sockel werden in gebrochenen Weißtönen gehalten, die äußeren Fensterflügel in dunklem Grau. Die äußeren Flügel der Kastenfenster bleiben einfachverglast mit bestehender zarter Sprossenteilung, die Innenflügel verfügen über eine Dichtungsebene und Isolierverglasung. Im Zwischenraum der Fensterflügel befinden sich der Blend- und Sonnenschutz. Der Spalt zwischen Fensterstock und Mauer wurde abgedichtet. Eine installierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung vermeidet Schimmelbildung. Anstelle eines Wärmedämm-Verbundsystems wird die bestehende Putzstruktur erhalten, um dem Erscheinungsbild des Biedermeierensembles zu entsprechen. Da auch die Dachlandschaft Bestandteil des historischen Umgebungsbildes ist, wird die für die Tageslichtnutzung notwendigen, großzügigen Ausnehmungen in der Dachschräge durch Lamellen verdeckt. Diese suggerieren durch Farbe und Struktur eine ruhige Dachlandschaft, fügen sich in die äußere Umgebung ein und fungieren neben dem Sonnenschutz auch als Neuinterpretation historischer Dachlandschaften. Die begrünte Fassade im Dachgeschoß verwandelt das Staffelgeschoß zum vertikalen Dachgarten, der CO² bindet und Verdunstungskälte produziert. Diese natürliche Kühlung und ein effektiver Sonnenschutzscreen über der straßenseitigen, großzügigen Schrägverglasung führen zu einer Reduktion des Kühlbedarfs. Durch die 3-Scheibenverglasung kann der Wärme- und Heizbedarf verringert werden, großflächige Heiz- und Kühldecken reduzieren die Vorlauftemperatur. Mechanische Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung unterstützen die Reduktion des Lüftungs-Wärmeverlustes. In dem vierseitig bebauten Bestand mit zwei Erschließungskernen als Ausgangslage, war die interne Erschließung aufwändig und teilweise nur über Durchgangszimmer möglich. Die kleinen Hoffenster belichteten die Innenecken und Gänge eher schlecht bis gar nicht. Eine großzügige Hofverglasung ermöglicht nun im Neubau Ausblicke und Sichtbeziehungen. Dadurch werden zudem die direkt angrenzenden Arbeitsplätze und in weiterer Raumtiefe, die interne Erschließung mit ihrer Multifunktionalität belichtet. Deckenöffnungen ermöglichen Blick-Beziehungen über zwei Geschoße. Unterschiedlich große Fenster in der Dachschräge erlauben Ausblicke in den angrenzenden Andreaspark und durchfluten die straßenseitigen Arbeitsbereiche mit natürlichem Licht. Die Ebenen von Alt- und Neubau sind niveaugleich und werden über einen Lift im Eingangsbereich barrierefrei erschlossen. Im Sinne des zirkulären Bauens wurden aus dem Abriss gewonnene Materialen teilweise wiederverwendet, beispielsweise die Dippelbäume als Bodenbelag, Podeststufen oder Sitzbalken als Unterlaufschutz. Eingesetzte Oberflächenbeläge an Wand und Boden sind teilweise aus Recycling-Materialien hergestellt. Zur Sichtbarmachung des erhaltenen Bestands wird im Inneren des Gebäudes stellenweise auch das Ziegelmauerwerk freigelegt.

Projekt

Nichtwohngebäude

Ort: 1070 Wien, Andreasgasse 9
Baujahr: 1820
Sanierungsjahr: 2019 – 2021
Maßnahmen: Bestandserhaltung, Sanierung, Zubau, Dachaufbau, Begrünung
Funktion: Büro

Projektbeteiligte:

DnD Lanschaftsplanung : Vegetation Lamellen + Innenhof
Harrer & Harrer ZT GmbH : Statik
DI Astrid Laubenstein : Bauphysik

Eckdaten

Nettonutzfläche: 2.106,87 m²
Grundstücksfläche: 727 m²
bebaute Fläche : ca. 595 m²
HWB Energieausweis: 29,71 kwh/m²a
EEB Energieausweis : 95,31 kwh/m²a
PEB Energieausweis : 164,41 kwh/m²a
KB Energieausweis : 40,51 kwh/m²a
Energiesystem: Fernwärme, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, PV-Anlage
Auszeichnungen / Zertifizierungen: GEBAUT 2015 / MA 19, Nominierung Wiener Stadterneuerungspreis 2023
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